Die Menschheit verbraucht zu viele Ressourcen. Für die Probleme, die deswegen auf uns zukommen, braucht es neue Antworten.
Im Jahr 1971 fiel der von Global Footprint Network jährlich berechnete „Erdüberlastungstag“ auf den 21. Dezember, im vergangenen Jahr auf den 1. August und in diesem Jahr ist er auf den 29. Juli vorgerückt. Die Weltbevölkerung verbraucht jährlich 1,75 Erden, Tendenz steigend. Hätten alle Menschen den gleichen Ressourcenverbrauch wie die Deutschen, wären drei Erden nötig, US-Bürger bräuchten fünf. Die Folgen sind ein dramatischer Verlust der Artenvielfalt und ein bedrohlicher Klimawandel. Und der schwindende Amazonas-Regenwald, der auftauende Permafrostboden im hohen Norden oder das schmelzende Eis Grönlands könnten eine Kettenreaktion mit globalen Folgen auslösen: Große Mengen bisher gespeicherter Kohlenstoffverbindungen werden als CO2 oder Methan in die Atmosphäre gelangen und den Treibhauseffekt beschleunigen.
Doch seit Beginn der Industrialisierung handelt die Menschheit so, als hätte sie einen Freibrief für die grenzenlose Ausbeutung der globalen Ressourcen erhalten. Der Wandel der Erde hat sich beschleunigt – ein Wandel, den die Natur nicht verkraftet. Da unser Wirtschaftssystems auf ständigem Wachstum beruht, Wachstum aber zu immer mehr Ressourcenverbrauch führt, müssen wir einen Ausweg aus diesem Teufelskreislauf finden. Doch weltweit sind die Leugner des von Menschenhand verursachten Klimawandels auf dem Vormarsch. Die Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnisse muss dem faktenfeindlichen „gesunden Bauchempfinden des Volkes“ häufig weichen. Die Ignoranz des Rechtspopulismus wird ergänzt durch eine „Der-Markt-wird-es-schon-richten“-Ideologie von Politikergenerationen bürgerlicher Parteien. Da Rechtspopulisten multilaterale Ansätze in der internationalen Politik generell ablehnen, lehnen sie auch internationale Klimaschutzabkommen ab.
Doch der Klimawandel kennt keine Grenzen. Ihn zu bekämpfen heißt, in der Kategorie Menschheit anstelle der Kategorie Volk zu denken. Was wir brauchen, sind neue Antworten einer globalen Ethik der Nachhaltigkeit. Denn eine Vielzahl der Menschenrechte, vor allem der sozialen, setzen zu ihrer Erfüllung eine intakte Natur, eine gesunde Umwelt und einen auf ein generationenübergreifendes Minimum reduzierten Ressourcenverbrauch voraus.
, Vorstand der Internationalen Liga für Menschenrechte
Erschienen in der Mittelbayerischen Zeitung: https://www.mittelbayerische.de/politik/aussenansicht-nachrichten/unsere-erde-ist-ueberlastet-23450-art1841730.html