Internationale Liga für Menschenrechte

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Leyla Imret

Leyla_Imret

 

Leyla Imret wurde 1987 in der kurdischen Stadt Cizre im syrisch-irakischen Grenzgebiet der Türkei geboren. Sie war vier Jahre alt, als ihr Vater in den militärischen Auseinandersetzungen der Kurden mit türkischen Sicherheitskräften ums Leben kam. Noch als Kind wurde sie sicherheitshalber zu Verwandten nach Deutschland in die Nähe von Bremen geschickt, verbrachte dort Kindheit, Jugend und Schulzeit und schloss ihre Berufsausbildung zur Friseurin ab. Erst nach 13 Jahren sah sie ihre Mutter und ihre Geschwister in der Türkei wieder. 2013 entschloss sie sich, endgültig in die Türkei zurückzukehren.

Für die kurdische BDP (dt.: Partei des Friedens und der Demokratie), die mit der HDP (dt.: Demokratische Partei der Völker) Wahlbündnisse eingegangen war, kandidierte sie 2014 für das Bürgermeisteramt ihrer Heimatstadt Cizre. Sie wurde mit 83 Prozent gewählt. In ihrem Amt setzte sie sich mit aller Kraft für Wiederaufbau, Gleichberechtigung und menschenwürdige Bedingungen in der unter den Kriegsfolgen leidenden Stadt ein. Nach den Parlamentswahlen 2015 und dem Wiederaufflammen des türkisch-kurdischen Konfliktes verhängte die türkische Regierung Ausgangssperren über mehrere Städte in der Region. Auch in Cizre. Gegen Leyla Imret wurde ein Verfahren wegen „Aufwiegelung des Volkes zum bewaffneten Aufstand gegen den Staat“ und „Propaganda für eine Terrororganisation“ eröffnet. Nach ihrer Amtsenthebung durch das Innenministerium, gegen die sie Klage erhoben hat, und nach wiederholten Verhaftungen sah sie sich gezwungen, zurück nach Deutschland zu flüchten.

Ungeachtet ihrer persönlichen Gefahrenlage, in der sie sich wegen ihres mutigen Engagements auch außerhalb der Türkei befindet, sagt sie 2018 als sachverständige Zeugin vor dem Internationalen Tribunal der Völker in Paris zu Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen des türkischen Staates in ihrer Stadt aus. Aus dem Exil kämpft sie weiterhin unerschrocken für ihre Rückkehr in das Bürgermeisteramt, in das sie demokratisch gewählt wurde, und setzt sich weiterhin couragiert für die Menschenrechte in der Türkei sowie für eine friedliche und gerechte Lösung der kurdischen Frage ein.