Wir fordern Gerechtigkeit für Lorenz.
Am 20. April 2025 wurde Lorenz in Oldenburg bei einem Polizeieinsatz getötet. Die offizielle Darstellung spricht von „Selbstverteidigung“. Die Tatsache, dass vier Schüsse den 21-jährigen Schwarzen Mann von hinten in Kopf und Rücken trafen, scheint diese Darstellung ad absurdum zu führen und wirft schwerwiegende Fragen zur Verhältnismäßigkeit und Notwendigkeit des polizeilichen Handelns auf. Die Erzählung ist nicht neu. Immer wieder versuchen Polizeibehörden, tödliche Gewalt als unvermeidlich darzustellen. Die Fakten sprechen eine andere Sprache.
Lorenz Tod ist kein Einzelfall: Allein 2025 starben bereits mindestens elf Menschen in Deutschland durch Polizeigewalt, so viele wie im gesamten Jahr 2023. 2024 waren es sogar 22 Tote. Die Zahlen steigen, und betroffen sind überproportional oft rassifizierte Menschen, Menschen in psychischen Krisen und andere strukturell marginalisierte Gruppen.
Struktureller Rassismus ist kein Randproblem, sondern tief in den Sicherheitsbehörden verwurzelt. Fälle wie der Mord an Halim Dener, an Oury Jalloh oder an Mouhamed Dramé zeigen: Es geht nicht um Einzelfälle. Es geht um ein System, das rassistische Gewalt ermöglicht und schützt.
Ob im Umgang mit Zivilist*innen oder bei internen Ermittlungen zu Menschenrechtsverletzungen: Polizei und Justiz versagen immer wieder darin, Gewalt aufzuklären und Täter*innen zur Verantwortung zu ziehen. Polizeigewalt ist keine Verkettung individueller Fehler, sie ist Ausdruck struktureller Machtungleichgewichte und ein Angriff auf fundamentale Menschenrechte. Deutschland schützt seine Polizei – nicht seine Bürger*innen.
Tödliche Polizeigewalt verletzt zentrale Grund- und Menschenrechte und untergräbt das Vertrauen in den Rechtsstaat. Sie bricht das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, die Unschuldsvermutung sowie die Schutzpflicht des Staates vor rassistischer Gewalt (u. a. Art. 2 GG, Art. 3 GG, EMRK, ICERD). Ein Rechtsstaat, der seinen Namen verdient, muss unabhängige Kontrollmechanismen schaffen, rassistische Strukturen innerhalb der Polizei konsequent aufdecken und abbauen sowie die Perspektiven der Betroffenen in den Mittelpunkt stellen
Die LIGA fordert eine lückenlose, unabhängige Aufklärung und sofortige Konsequenzen.
Polizeibehörden dürfen nicht länger unantastbar bleiben.
Es darf keine Verharmlosung, keine Vertuschung und keine Straflosigkeit mehr geben.
Initiativen wie die ISD – Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, die KOP – Kampagne für die Opfer von Polizeigewalt und ISKS – Ihr seid keine Sicherheit, die zum Protest in Berlin aufgerufen haben, benennen in ihrem Aufruf klar, was geschehen ist:
„Das ist eine rassistische Hinrichtung auf offener Straße!”
Wir solidarisieren uns mit den Angehörigen, Freund*innen und allen Initiativen, die Aufklärung fordern und gegen rassistische Polizeigewalt kämpfen.
Gerechtigkeit für Lorenz und alle Opfer von Polizeigewalt!