Die Alawiten in Syrien stehen unter massivem Druck, ökonomisch, sozial und physisch. In mehreren Landesteilen, vor allem in der Küstenregion sowie in Latakia, Tartus und Homs, kam es zuletzt zu gezielten Angriffen auf Zivilist*innen. Allein im März 2025 wurden laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte über 1.300 Menschen getötet, darunter mindestens 830 Angehörige der alawitischen Minderheit. Die Angriffe sind begleitet von offen ausgesprochenen Aufrufen zum Dschihad gegen Alawit*innen – eine Eskalation, die nicht nur tödlich, sondern auch zutiefst entmenschlichend ist.
In den betroffenen Regionen herrscht Angst. Die Menschen fühlen sich schutzlos, eingeschlossen in einem Klima von Gewalt und geopolitischer Gleichgültigkeit. Während viele Hilfsorganisationen sich aus Sicherheitsgründen aus alawitisch geprägten Gebieten zurückziehen, verschärft sich die Lage dramatisch: Medizinische Versorgung ist nahezu kollabiert, Wasser und Strom sind rationiert, Nahrungsmittel knapp. Besonders junge Menschen sehen keine Perspektive mehr.
Erschwerend kommen umfassende westliche Sanktionen hinzu, die de facto große Teile der Zivilgesellschaft treffen. Sie blockieren den Zugang zu Medikamenten, verhindern Infrastrukturprojekte und wirken sich lähmend auf jede Form wirtschaftlicher Erholung aus. Die Sanktionspolitik trägt so zur dauerhaften Prekarisierung ganzer Bevölkerungsgruppen bei.
Dennoch bleibt die Lage der Alawiten medial weitgehend unsichtbar. Reduziert auf ihre vermeintliche Nähe zum Assad-Regime, wird ihre konkrete Schutzbedürftigkeit systematisch ignoriert, was einer gezielten Kollektivbestrafung gleichkommt. Eine differenzierte Analyse gesellschaftlicher Realitäten fehlt ebenso wie politische Strategien zum Schutz religiöser Minderheiten.
Die LIGA fordert die Anerkennung der gezielten Gewalt gegen Alawiten als Minderheitenverfolgung, den gleichberechtigten Zugang zu Schutz und humanitärer Hilfe, ein Ende geopolitisch motivierter Blindstellen in der Menschenrechtspolitik und die Überprüfung jener Sanktionen, die zivile Versorgungssysteme lahmlegen und grundlegende soziale Rechte der Bevölkerung massiv einschränken.