Internationale Liga für Menschenrechte

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Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2012


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Die Internationale Liga für Menschenrechte verleiht in diesem Jahr zum 50. Mal die Carl-von-Ossietzky- Medaille.

Sie geht an den Filmregisseur und Autor Peter Lilienthal.

Peter Lilienthal gehört seit Mitte der 50er Jahre zu den bedeutsamsten Filmschaffenden der Bundesrepublik Deutschland; mit seinem künstlerischen und politischen Lebenswerk hat der Regisseur einen herausragenden Beitrag zur Verteidigung und Weiterentwicklung der Menschenrechte geleistet, für den ihn die Internationale Liga für Menschenrechte mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ehrt.

Indem Peter Lilienthal Scheinwerfer und Kamera nicht nur auf die Vollstrecker von Macht und Gewalt, sondern gleichsam auf politisch unterdrückte, wirtschaftlich benachteiligte, gesellschaftlich und kulturell fast ausgeblendete „Einzelschicksale“ richtet, wird der Fokus jenseits aller Ideologien und Dogmen wie von selbst von den Auswüchsen gegenwärtiger und vergangener Herrschaftssysteme auf die Würde und Kraft des individuellen Widerstands gegen Unrecht und Gewalt gelenkt.

Die Hauptfiguren seiner zahlreichen Kino- und Fernsehfilme treten selbst in aussichtsloser Situation und angesichts noch so tiefer körperlicher und seelischer Verwundungen aus dem Schatten der willfährig gehorsamen Massen auf ganz unterschiedliche Weise als „große Charaktere“ hervor, prägen sich den Zuschauern nachhaltig als unbezwingbare Helden ein, entschlossen ihr „menschliches Da-Sein“ zu verteidigen und so jede Form von Zwang, Diktat und Gewalt bloßzustellen.

Peter Lilienthal ist Internationalist. Seine Filme sind literarische Portraits von widerständigen Menschen, die die Universalität und Unteilbarkeit der Menschenrechte in ihren unmittelbaren Lebenszusammenhängen auf dem amerikanischen, europäischen oder vorderasiatischen Kontinent verteidigen: Auf ihre je eigene Art, ohne dies laut zu proklamieren und ungeachtet der nationalen, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.

Besonders eindrücklich vermittelt sich das Engagement Peter Lilienthals für das elementare Menschenrecht auf Leben in dem bewegenden Dokumentarfilm „Camilo – Der lange Weg zum Ungehorsam“ (2007). Am Beispiel des 2003 von den USA und Großbritannien mit Unterstützung weiterer Verbündeter entfachten Irak-Kriegs werden Grausamkeit, Zerstörung und Leid eines jeden Krieges dargestellt sowie die sonst kaum thematisierte Tatsache in den Vordergrund gerückt, dass die Anstifter und Profiteure aller Kriege selten selber in den Tod ziehen, sondern zur „Verteidigung von Freiheit und Menschenrechten im Interesse der Heimat“ auch hier vorzugsweise die Benachteiligten und Ausgegrenzten mobilisieren.

„Wer den Krieg erlebt hat, muss gegen ihn kämpfen. Die Sehnsucht nach Anpassung kann tödlich sein“, sagt der am 27. November 1929 als Kind jüdischer Eltern in Berlin geborene Regisseur, der 1939 – gerade zehn Jahre alt – mit seiner Mutter nach Uruguay fliehen musste, nachdem sein Vater im KZ umgekommen war.
Peter Lilienthal engagiert sich nicht allein in und mit seinem filmischen Werk als Pazifist, sondern – ganz in der Tradition von Carl von Ossietzky – auch in Netzwerken gegen Krieg, Aufrüstung und gesellschaftliche Militarisierung (Connection e.V., Graswurzelrevolution, DFG/VK u.a.).

Aus all diesen Gründen gebührt ihm die Carl-von-Ossietzky-Medaille, die die Internationale Liga für Menschenrechte seit 1962 an Personen und Gruppen verleiht, die sich für die Verteidigung, Verwirklichung und Weiterentwicklung der Menschenrechte und des Friedens besonders verdient gemacht haben.


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