Am Donnerstag, den 18. September, veranstaltete die Heinrich-Böll-Stiftung auf dem GLS Campus in Berlin die Konferenz „Sudan – Thinking Peace and Humanitarian Protection from a Civilian Perspective“. Diskutiert wurden mögliche Chancen auf Frieden nach über zweieinhalb Jahren Krieg zwischen der Militärregierung unter General Al-Burhan und den Rapid Support Forces (RSF), einer paramilitärischen Miliz unter Hemedti. Der Konflikt ist zudem stark durch die Einflussnahme und Unterstützung verschiedener ausländischer Akteure geprägt, die eigene wirtschaftliche und politische Interessen verfolgen.
Eingeladen waren prominente internationale Vertreter*innen aus Forschungseinrichtungen, NGOs, Medien, Politik und der sudanesischen Zivilgesellschaft. Unter den Redner*innen und Gästen waren unter anderem der CEO von Save the Children, die Leiterin des British Council Sudan, die EU-Sonderbeauftragte für das Horn von Afrika, Annette Weber, sowie die Staatsministerin beim Bundesminister des Auswärtigen, Serap Güler.
Inhaltlich blieben die Panels jedoch auffallend abstrakt und oberflächlich. Weder die Verantwortung der beiden Kriegsparteien noch die internationale Einflussnahme wurden kritisch thematisiert. Stattdessen verwiesen zahlreiche Redner*innen auf ein kurz zuvor – am 12. September – veröffentlichtes Quad-Agreement. Dieses „Joint Statement on Restoring Peace and Security in Sudan“ war von den USA, Ägypten, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verabschiedet worden. Jedoch war kein einziger sudanesischer Vertreter bei den Verhandlungen anwesend. Vier Großmächte, die selbst am Konflikt beteiligt sind und eigene geopolitische und wirtschaftliche Interessen verfolgen, berieten über Wege zum Frieden. Auf der Konferenz wurde dieses Abkommen jedoch nicht hinterfragt, sondern vielmehr als „kurzzeitiges Gelegenheitsfenster“ für Frieden präsentiert, das es unbedingt zu nutzen gelte, bevor es sich wieder schließe.
Dabei entstand vielfach der Eindruck, dass Frieden hier in erster Linie als Abwesenheit von Krieg verstanden wurde – ohne grundlegende Bedingungen wie politische Stabilität, die Einbindung ziviler Interessen, Rechtsstaatlichkeit oder einen Versöhnungsprozess in den Blick zu nehmen. Zudem schien es, als seien manche beteiligten Organisationen vor allem von der Aussicht auf eigene Projekte in einem künftig neu aufzubauenden Sudan motiviert. Eine Szene in der Kaffeepause verdeutlicht diese Vermutung: Eine deutsche Frau nutzte die Gelegenheit, um ihre eigene Ferienhaussiedlung zu bewerben, die nach Kriegsende Tourismus ins Land bringen solle.
So bleibt am Ende die Hoffnung, dass Frieden und humanitärer Schutz bei zukünftigen Veranstaltungen und politischen Entscheidungen tatsächlich aus einer zivilen Perspektive gedacht werden – und nicht nur als Projektionsfläche für fremde Interessen dienen.