Geplante öffentliche Veranstaltung wird auf 2021 verlegt
Presseerklärung vom 10. Dezember 2020 anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte
Pressemitteilung (pdf)
Das Kuratorium zur Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille hat in seiner Sitzung vom 27. September beschlossen, Otfried Nassauer für sein jahrzehntelanges herausragendes Engagement für den Frieden und das Recht auf Leben mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2020 auszuzeichnen.
Der 1956 in Siegen geborene Otfried Nassauer hat sich nach dem Studium der evangelischen Theologie in Hamburg ab den 1980er Jahren als freier Journalist, Wissenschaftler und Berater für Aufklärung und Wissen zu Abrüstung und Rüstungskontrolle, Rüstungsexporten und etlichen anderen friedenspolitischen Themen eingesetzt.
Inmitten der Umbruchsjahre ab 1989 gründete Nassauer 1991 mit anderen Friedensforscher*innen aus der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR das BITS, das „Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit“. Mit dem BITS etablierten Nassauer und seine Mitstreitenden eine zentrale unabhängige Einrichtung der Friedens- und Konfliktforschung, die sich der Recherche, der Information und Aufklärung von Medien, Nichtregierungsorganisationen sowie politischen Entscheider*innen verschrieben hat.
Unter der Leitung und dem unermüdlichen Wirken Otfried Nassauers war das BITS unter Fachleuten und Engagierten von Beginn an als Informationsquelle mit einer breiten Expertise, profundem Detailwissen und umfassenden Archiven zu sicherheits- und rüstungspolitischen Fragestellungen sehr geschätzt. Dabei beruhte die Arbeit des BITS seit seiner Gründung maßgeblich auf dem ehrenamtlichen Engagement von Otfried Nassauer.
Dieser hohe persönliche Einsatz für Aufklärung und Frieden schlägt sich in unzähligen Gutachten, Studien, Artikeln und Interviews Otfried Nassauers nieder. Sein Engagement ist für viele Wegbegleiter*innen auch mit dem offenen Ohr und der Zeit verbunden, die er ihren Anliegen und Fachfragen widmete, sowie mit seiner Bereitschaft, sein Wissen und seine Informationen uneingeschränkt zu teilen. Mit seinem Einsatz dafür, andere zu befähigen, Rüstungs- und Sicherheitspolitik kritisch zu hinterfragen und zu verändern, hat Otfried Nassauer Tag für Tag einen Beitrag dazu geleistet, die Welt friedlicher zu machen.
Am 30. September übermittelte der Vorstand der Liga Otfried Nassauer telefonisch die Nachricht von seiner Auszeichnung mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2020. Spontan erfreut nahm er die ihm zugedachte Ehrung an. Am folgenden Tag, am 1. Oktober, ist Otfried Nassauer unerwartet verstorben. Sein Tod hinterlässt bei allen, die seine Arbeit zu schätzen wissen, große Betroffenheit und Trauer.
Die Medaillenverleihung war für den 6. Dezember 2020 im Berliner Grips-Theater geplant. Nach Otfried Nassauers plötzlichem Tod und aufgrund der Pandemielage hat der Vorstand der Liga im Einvernehmen mit dem Kuratorium beschlossen, seine Ehrung um ein Jahr auf Dezember 2021 zu verschieben. Zu Ehren Otfried Nassauers soll die Veranstaltung im nächsten Jahr ein Forum für Frieden, Ende des Rüstungswettlaufs und des weltweiten Waffenhandels sein.
Die Carl-von-Ossietzky-Medaille wird von der Liga seit 1962 verliehen. Ausgezeichnet werden Personen oder Gruppen, die sich durch Zivilcourage und herausragendes Engagement für die Verwirklichung, Verteidigung und Erweiterung der Menschenrechte und des Friedens verdient gemacht haben. Bei der letzten Medaillenverleihung 2018 zeichnete die Liga die kurdische Kommunalpolitikerin Leyla Imret aus Cizre/Türkei und den Diplom-Sozialarbeiter Ottmar Miles-Paul aus.
Pressekontakt: Ingo Stock (Koordinator, ingo.stock@ilmr.de)