Internationale Liga für Menschenrechte

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Rückblick: Empowernde Abendveranstaltung zur Westsahara

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„Gdeim Izik – Der vergessene Ursprung des Arabischen Frühlings“
Haus der Demokratie und Menschenrechte, 31. Mai 2025

Die begleitende Ausstellung über den sahrauischen Widerstand und die Ereignisse rund um Gdeim Izik bleibt bis zum 30. Juni in der Greifswalder Straße 4 für Interessierte zugänglich (Werktage, 15.00 -17.00 Uhr, bitte kurz vorher bei m.sidmustafa@gmail.com anmelden).

Am vergangenen Freitag, den 31. Mai 2025, luden die Internationale Liga für Menschenrechte, die Initiative La Jaima de Tiris und weitere Unterstützer*innen zu einer besonderen Veranstaltung ins Haus der Demokratie und Menschenrechte ein. Über 100 Besucher*innen folgten der Einladung in den Robert-Havemann-Saal. Die Veranstaltung beleuchtete unter dem Titel „Gdeim Izik – Der unbekannte Ursprung des Arabischen Frühlings“ den weitgehend verdrängten Konflikt um die Westsahara und rückte dabei insbesondere die Sahrauis als aktive politische Subjekte ins Zentrum.

Im Mittelpunkt stand das Gdeim-Izik-Protestcamp, das im Herbst 2010 in der Nähe von El Aaiún entstand und als Vorläufer der arabischen Revolten gelten kann. Der Fokus der Diskussion lag auf dem anhaltenden Kampf der Sahrauis gegen die marokkanische Besatzung, politische Repression, systematische Entrechtung – und das anhaltende internationale Schweigen.

Moderiert wurde der Abend von Ulrich Wimmer, Vorstandsmitglied der Liga. Das Podium war mit drei beeindruckenden Referentinnen besetzt, die aus unterschiedlichen Perspektiven eindrückliche Analysen und Erfahrungsberichte lieferten:

  • Aminatou Haidar, langjährige Menschenrechtsaktivistin, Trägerin des Alternativen Nobelpreises und eine der international bekanntesten Stimmen für die Unabhängigkeit der Westsahara, bettete den Widerstand der Sahrauis in historische, geopolitische und gesellschaftliche Zusammenhänge ein. Sie sprach über jahrzehntelange Menschenrechtsverletzungen, über internationale Untätigkeit und über die ungebrochene Entschlossenheit der Bevölkerung für ein unabhängiges Westsahara zu kämpfen.
  • Fatou Yahya Mohamed Ihafed, Tochter eines sahrauischen politischen Gefangenen, berichtete eindrucksvoll über das persönliche Erleben von staatlicher Verfolgung und kollektiver Stigmatisierung. Ihre Perspektive machte deutlich, wie tief der Konflikt in die Biografien junger Sahrauis eingreift – und wie Familien über Generationen hinweg mit Entrechtung, Überwachung und politischer Verfolgung leben müssen.
  • Tone Sørfonn Moe, norwegische Menschenrechtsanwältin, begleitet seit Jahren politische Prozesse rund um Gdeim Izik und vertritt sahrauische Gefangene vor internationalen Gremien. Sie gab einen Einblick in die gravierenden menschenrechtlichen Defizite im Umgang mit politischen Gefangenen: systematische physische sowie psychische Folter, fehlende medizinische Versorgung, Verweigerung von Verteidigungsrechten und Missachtung internationaler Rechtsstandards – und das mit dem Wissen, aber ohne den Widerspruch westlicher Regierungen.

Nach einer intensiven Fragerunde, in der zahlreiche Teilnehmende differenziert nachfragten und ihre Solidarität zum Ausdruck brachten, klang der Abend in herzlicher und lebendiger Atmosphäre aus: mit sahrauischem Tee, traditionellem Essen, Musik, Gesang und Tanz. Trotz der Schwere des Themas war die Veranstaltung von Wärme, Offenheit und gegenseitigem Respekt geprägt – eine kraftvolle Erfahrung des politischen und persönlichen Austauschs.

Viele Besucher*innen zeigten sich beeindruckt von der Klarheit der Analysen, der emotionalen Tiefe der Erfahrungsberichte und vom herausragenden Engagement der Referentinnen. Die Veranstaltung wurde als ermutigend, bildend und verbindend erlebt: ein Ort der solidarischen Öffentlichkeit für einen oft marginalisierten politischen Kampf. So war es ein Abend, der Wissen vermittelte, Perspektiven öffnete und die Motivation stärkte, sich weiter für die Unabhängigkeit der Westsahara einzusetzen

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