Internationale Liga für Menschenrechte

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Trauererklärung für den Preisträger der Carl-von-Ossietzky Medaille Friedrich Schorlemmer

Die Internationale Liga für Menschenrechte drückt ihr tiefes Beileid zum Tod von Friedrich Schorlemmer aus.

Als Preisträger der Carl-von-Ossietzky-Medaille, mit der er als “einer der Vielen aus der Demokratiebewegung geehrt wurde, die in der DDR seit langem zu gewaltfreien Lösungen gesellschaftlicher Konflikte beitrugen,” bleibt Friedrich Schorlemmer in Erinnerung als Theologe, Bürgerrechtler und Mutmacher. Mit seinem unermüdlichen Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie hat er Menschen in Deutschland und weit darüber hinaus inspiriert und Hoffnung gegeben.

Schorlemmer engagierte sich bereits seit den 1970er Jahren in der Friedens-, Menschenrechts- und Umweltbewegung. 1968 war er aktiv an Protesten gegen die DDR-Verfassung und den Einmarsch der Truppen in Prag beteiligt. Seine symbolträchtige Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ im Jahr 1983, bei der ein Schwert in eine Pflugschar umgeschmiedet wurde, bleibt als ein kraftvolles Zeichen seines Engagements für die Gewaltfreiheit in Erinnerung. Diese Botschaft prägte eine ganze Generation von Friedensaktivisten.

„Friedrich Schorlemmer lehrte uns, dass der Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit immer auch ein spiritueller Kampf ist“, so ein Zitat aus der Laudatio zur Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille. Seine Worte und sein Vorbild halfen dabei, die Mauern des Schweigens und der Unterdrückung einzureißen, nicht nur in der DDR, sondern überall, wo Menschen unterdrückt und ausgegrenzt wurden.

Auch in den Jahren der friedlichen Revolution in der DDR spielte Schorlemmer eine zentrale Rolle: Als Berater der Ökumenischen Versammlung (1988/89) und als Redner bei der Alexanderplatz-Demonstration im November 1989 ermutigte er die Menschen, sich aktiv für den Wandel einzusetzen und die Zukunft ihres Landes mitzugestalten.

Nach der Wiedervereinigung blieb Schorlemmer eine wichtige moralische Stimme. Von 1999 bis 2003 sprach er sich deutlich gegen die von den USA, der NATO und Europa geführten Militäreinsätze in Serbien, Afghanistan und Irak aus. 2001 unterzeichnete er einen Appell an die rot-grüne Bundesregierung, in dem er gemeinsam mit anderen Intellektuellen vor der völligen Ökonomisierung der Gesellschaft warnte.

Sein Engagement war dabei immer geprägt von einem tiefen Bewusstsein für die Gefahren, die von überwachenden und repressiven Systemen ausgehen. 2013 kritisierte er die Abhör-Aktivitäten des US-Geheimdienstes NSA und zog Parallelen zur Überwachungspraxis der Stasi. Er forderte abhörsichere Räume im Internet, um die Freiheit der Menschen zu schützen.

Als Theologe und Publizist prägte er den öffentlichen Diskurs über Glauben, Demokratie und Menschlichkeit maßgeblich. Er setzte sich unermüdlich für die fortdauernde Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte ein und plädierte stets für ein versöhntes, solidarisches Miteinander in Deutschland und der Welt.

“Politisches Denken erfordert historisches Nachdenken und prognostisches Folgedenken; alles andere wäre nur die kurzfristige Befriedigung von Emotionen, aus denen erneut bitteres Erwachen kommen“ (Friedrich Schorlemmer’s Dankesrede anlässlich der Verleihung der Calr-von-Ossietzky-Medaille am 10. Dezember 1989).

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