Der Whistleblower in Atomfragen bemüht sich, am Festakt teilzunehmen, bei dem ihm die Internationale Liga für Menschenrechte dieCarl-von-Ossietzky-Medaille in Berlin verleihen wird
von Yossi Melman
Nobelpreisträger haben an Israels Regierung appelliert, den Whistleblower in Sachen Atomprogramm, Mordechai Vanunu aus dem Land ausreisen zu lassen, damit ihm von der Internationalen Liga für Menschenrechte in Berlin ein ihm zugesprochener Preis verliehen werden kann.
Bei dem Preis, den Vanunu erhalten soll, handelt es sich um die Carl-von-Ossietzky-Medaille, die nach dem berühmten deutschen Pazifisten benannt ist, der gegen das Nazi-Regime Widerstand leistete, später in einem Konzentrationslager inhaftiert war und dort ermordet wurde.
Ossietzky wurde auch dadurch berühmt, dass ihm die Friedensnobelpreis-Verleihung verwehrt wurde, da Nazi-Deutschland nicht bereit war, den Friedensaktivisten ausreisen zu lassen, als er 1935 den Preis zugesprochen bekam.
Vanunu wurde im Oktober als diesjähriger Preisträger benannt. Gleichzeitig veröffentlichte die Internationale Liga für Menschenrechte einen offenen Brief, in dem sie die israelische Regierung drängte, Vanunu am Festakt teilnehmen zu lassen.
Der Brief wurde u.a. von mehreren Nobelpreisträgern, unterzeichnet wie etwa Mairead Corrigan-Maguire, dem deutschen Schriftsteller Günter Grass, dem Chemiker Harold W. Kroto, dem Physiker Jack Steinberger, sowie der Sängerin Nina Hagen, der Autorin Felicia Langer und, der früheren stellvertretenden Präsidentin der Europäischen Union Luisa Morgantini.
Auf den Brief hin schrieb Vanunus Anwalt Michael Sfard an Innenminister Eli Yishai und an den stellvertretenden Generalstaatsanwalt Shai Nitzan, dass der Whistleblower in Sachen Atom bereit sei, sich zu einer Rückkehr nach Israel im Anschluss an den Festakt zu verpflichten.
In seinem Brief fragt Sfard, ob“Israel daran interessiert“ sei, „sich zu der unschönen Gruppe von Nationen zu gesellen, die ihre Bürger daran gehindert haben, internationale Preise entgegen zu nehmen, indem sie deren Teilnahme an den jeweiligen Festakten verhinderten“.
Vanunus Rechtsanwalt zitiert neben anderen das kommunistische Polen, das Lech Walesa daran hinderte, den Friedensnobelpreis entgegen zu nehmen. , ebenso wie die Sowjetunion, die Boris Pasternak den Weg zum Festakt der Literaturnobelpreis-Verleihung versperrte.
Bemerkt sei hier auch, dass gegenwärtig China Liu Xiabo, den Friedensnobelpreisträger 2010 daran hindert, das Land zu verlassen.
Vanunu wurde wegen Verrats verurteilt und war 18 Jahre inhaftiert, nachdem er 1986 einer britischen Zeitung über seine Arbeit als Techniker in Israels Haupt-Atom-Reaktor berichtet hatte.Mit diesen Enthüllungenwurde die Geheimhaltung um das israelische Kernwaffenarsenal, dessen Existenz zuvor nur vermutet wurde, durchbrochen..
Er wurde 2004 aus dem Gefängnis entlassen, ohne dass ihm gestattet worden wäre, Israel zu verlassen. 2007 wurde Vanunu wegen Verletzung der Auflagen seiner bedingten Freilassung zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Haaretz-Online, englische Ausgabe 20. 11 2010
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