Samstag, 14. November 2009 ab 13.00 Uhr
Treffpunkt: Bahnhof Lutherstadt Wittenberg
Zwanzig Jahre nach der „Wende“ Deutschlands feiert dieses Land sich selbst. Doch die behauptete Freiheit und Gleichheit gilt nicht für Flüchtlinge. Sie werden ausgegrenzt, in Lager und miserable Wohnheime eingewiesen, von der Polizei kontrolliert.
Regierung und Medien jubeln: Die Mauer ist weg! Flüchtlinge sagen: Für uns wurden unsichtbare Mauern errichtet – wir müssen in Heimen und Lagern ausharren, in isolierter Lage an Stadträndern und in menschenleeren Gebieten, abgeschottet von der Gesellschaft.
In allen Bundesländern schrecken Regierung, Kommunen und Behörden nicht davor zurück, Flüchtlinge in entlegene marode Kasernen, Container- oder Barackenlager einzuweisen. Deren schlechter Zustand und die isolierte Lage müsste eine Unterbringung von Menschen eigentlich verbieten. Diese miserablen „Gemeinschaftsunterkünfte“ für Flüchtlinge gibt es in ganz Deutschland in hoher Zahl, z. B. das Lager Motardstraße in Berlin, Alt-Hütten-Dorf in Barnim/Brandenburg, Bahnsdorf in Brandenburg, Katzhütte in Thüringen, und die Kaserne von Möhlau in Sachsen-Anhalt.
Das Flüchtlingsheim Möhlau in Sachsen-Anhalt, Landkreis Wittenberg, ist eine alte Kaserne, in der rund 200 Flüchtlinge leben müssen – teilweise viele Jahre lang. Anfang November soll von der Heimleiterin Frau Salzmann, dem Eigentümer des Geländes und den Behörden Wittenbergs entschieden werden, was mit dem Lager Möhlau geschehen soll. Klare Sache, sagen wir:
MÖHLAU DICHTMACHEN! LAGER ABSCHAFFEN!
Die Flüchtlingsinitiative Möhlau wurde von den Flüchtlingen, die hier leben müssen, selbst gegründet, um ihr Empfinden und ihr Leiden unter diesem System zu äußern. Sie sind direkt Betroffene von den Entscheidungen der lokalen Regierung mit Sozialamt und Ausländerbehörde, denen sie ohne jede Perspektive unterstellt sind. Sie protestieren gegen dieses System der Isolation. Daher unterstützen wir ihren Aufruf zur Aktion auf der Straße, um Lager Möhlau abzuschaffen.
Das Flüchtlingsheim Möhlau liegt 30 Kilometer von der Kreishauptstadt Wittenberg entfernt, wo sich Sozialamt und Ausländerbehörde befinden. Den weiten Weg zur Behörde, auch den Gang zum Arzt oder zum Einkaufen (7 Kilometer entfernt in Gräfenhainichen), müssen die Flüchtlinge zu Fuß oder mit einem Fahrrad zurücklegen. Bei jedem Wetter! Es fährt, abgesehen vom Schulbus, nur einmal morgens und nachmittags ein Bus. Von den 20 Euro Bargeld pro Monat kann das Fahrgeld nicht bezahlt werden. Eine gesellschaftliche Teilhabe ist für die Flüchtlinge von Möhlau unmöglich. Kinder wachsen hier isoliert und mit dem Stigma der Ausgeschlossenheit auf. Bei Krankheit muss oft tagelang auf den „Krankenschein“ gewartet werden, der Gang zum Arzt muss selbst organisiert werden – meistens zu Fuß.
Wir fordern:
- Schließung von Möhlau!
- Schließung aller Lager! Bargeld für alle Flüchtlinge!
- Flüchtlinge sind in Wohnorten und Städten dezentral in Wohnungen unterzubringen!
- Die Lagerbetreibung bedeutet nur ein Gewinngeschäft für die EigentümerInnen!
Es wird ein Bus von Berlin nach Wittenberg fahren. Treffpunkt ist um 9 Uhr beim Reisezentrum am Alexanderplatz. Für eine Platzreservierung melden Sie sich bitte unter Mobilnr. 0174 / 7477656.
Unterstützer/innen: Flüchtlingsinitiative Möhlau, unterstützt von der Initiative Togo Action Plus (c/o Antirassistische Initiative Berlin), No Lager-Halle, Internationale Liga der Menschenrechte, Antirassistische Initiative Berlin, Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, Kultur mit Sahne e. V. Wittenberg, Deutsch-Afrikanische Initiative Dessau, Karawane für das Recht der Flüchtlinge, Komitee für Grundrechte & Demokratie, Humanistische Union, Chipkarteninitiative Berlin, Flüchtlingsinitiative Berlin-Brandenburg, , Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt